Zur Einnahme, aktuell Chauseehaus zur Einnahme

Aufnahme April 2012
Aufnahme April 2012
Gasthof zur Einnahme 1928 - Archiv Fritz Eberhard Reich
Gasthof zur Einnahme 1928 - Archiv Fritz Eberhard Reich

Gasthof zur Einnahme

Ältester uns bekannter Bewirtschafter war  Ferdinand Reich (* 15.09.1816 Liebenstein, + 15.12.1881 Liebenstein).  Er stammte aus dem Gasthaus „Zum Hirsch“. 
Das Gebäude hieß früher „Chausseegeldeinnahme“.

Hier wurde von den Fuhrleuten eine Gebühr zur Erhaltung der Straße von der Gemeinde erhoben. Vor dem Haus befand sich ein Schlagbaum, der ständig geschlossen war und erst geöffnet wurde, wenn die Gebühr entrichtet war.

Der Kutscher klopfte an das Wirtshausfenster und der Wirtshausbesitzer kassierte meistens den Betrag am Wirtschaftsfenster.

Ferdinand Reich erhielt die Erlaubnis, einen Bierausschank einzurichten. Vermutlich wurde diese Erlaubnis nur unter der Bedingung gegeben, dass Ferdinand Reich die Straßengebühr kassierte.

Nachfolger von Ferdinand Reich waren seine beiden Söhne Eduard Caspar

(* 02.05.1846 Liebenstein, + 08.07.1926 Liebenstein) und Karl Friedrich Reich (* 17.10.1853 Liebenstein, + 21.02.1932 Bad Liebenstein), die neben der Gastwirtschaft noch ein Speditionsgeschäft und eine Landwirtschaft betrieben. Später hat sich Karl Reich ein eigenes Haus in der Nachbarschaft gebaut und dort alleine das Speditionsgeschäft betrieben. Er baute auch das spätere Haus Julius Weyh http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pb17680f8f748e278/.

Seit 1924 ist die „Einnahme“, wie das Gasthaus kurz genannt wurde,  im Besitz des Sohnes Otto Reich (* 05.12.1886 Liebenstein + 22.09.1941 Bad Liebenstein) und seiner Ehefrau Rosa geb. Heyn (* 15.03.1868 Schwarzenbrunn,+ 05.04.1944 Bad Liebenstein). Otto Reich hat neben der Landwirtschaft das Gasthaus betrieben. In den Wintermonaten machte er Hausschlachtungen.
Eine tolle Annektode ist überliefert: Als das Liebensteiner Original Helmut Göpfert (Kutscher mit guter Bildung aber auch sehr durstig) an der Kneipe vorbeikam, rief Rosa Reich aus dem Fenster: Helmut, es stehn noch ein paar Bier am Tresen - worauf dieser erwiderte,  schütt se ouis, Rosa - schütt se ouis ! 

1928 wurde das Haus zu einer modernen Gaststätte mit Fleischerladen umgebaut. 1939 wurde die am Gebäude vorbei fließende Grumbach mit einer Betondecke versehen, damit man zum Garten des Grundstückes fahren konnte.

Nach dem Tod von Rosa Reich ging die Wirtschaft zunächst an eine Erbengemeinschaft über, diese verkaufte später das Haus an Kurt Reich, ehemaliger Pächter des Gasthauses „Zum Löwen“. Kurt Reich ist mit der Liebensteiner Familie Reich nicht verwandt. 
Da Ottos Sohn Helmut Reich (* 31.12.1921 Bad Liebenstein + 20.12.1943 gefallen bei Limburg) im Krieg geblieben war, konnte die Gaststätte nicht weiter geführt werden.

Die Einnahme war die erste HO Gaststätte in Bad Liebenstein.

Herzog-Georg-Straße 10 - Archiv Fritz-Eberhard Reich
Herzog-Georg-Straße 10 - Archiv Fritz-Eberhard Reich
Chaussee=Geld bezahlt mit der Nr. 442 des Registers
Chaussee=Geld bezahlt mit der Nr. 442 des Registers
Links das Elektrizitätswerk
Links das Elektrizitätswerk

Ein besonders spektakuläres Ereignis bringt dieses Bild in Erinnerung:
In der Bahnhofstraße hatte sich von einem Fahrzeug ein Rad gelöst, das sich auf die Gaststätte zur Einnahme zubewegte. Frau Gerstenhauer, Schwester von Frau Seidenzahl, suchte im Eingang der Einnahme Schutz, doch gerade dort traf sie das Rad. Sie musste diesen Zusammenprall mit dem Leben bezahlen.

Neben der Litfasssäule und vor der Einnahme - in der Mitte Walter Leinweber 1930er ? Sammlung Familie Leinweber
Neben der Litfasssäule und vor der Einnahme - in der Mitte Walter Leinweber 1930er ? Sammlung Familie Leinweber
Archiv Werner Müller
Archiv Werner Müller

Von links:  Gasthaus Reich, heutiges Chauseehaus, dann Laden Georg Lösser und Friseur Ötzel  http://www.heimatfreundebali.de/heimatgeschichte/gaststätten/cassino/, danach Haus Weller, ganz rechts Haus Hopf und man sieht noch das Dach des Forstamtes http://heimatfreundebali.jimdo.com/heimatgeschichte/villen/forstamt/ .

Vor der Einnahme - 1. Mai 1937 - links die Eingangssäule zum Elektrizitätswerk - Archiv W.Malek
Vor der Einnahme - 1. Mai 1937 - links die Eingangssäule zum Elektrizitätswerk - Archiv W.Malek